Ausgangslage und Vision

Ausgangslage

Serviceroboter sind meist hoch spezialisierte Systeme, deren Steuerungs-Software auf eine konkrete Anwendung zugeschnitten ist. Der hohe Aufwand, speziell abgestimmte Systeme zu erstellen, erschwert einen flexibleren und somit wirtschaftlicheren Einsatz, obwohl die Einsatzpotenziale der Servicerobotik seit Jahren günstig bewertet werden und dieses Potenzial auch die in bestimmten Segmenten steigenden Verkaufszahlen weltweit belegen. Die hohen Kosten der Software-Entwicklung pro Anwendungsfall sind aktuell ein Kernproblem für die Etablierung weitere Anwendungsdomänen in der Servicerobotik. Diese hohen Entwicklungskosten haben ihre Ursache unter anderem in der fehlenden Standardisierung von Softwarekomponenten und fehlender, strukturierter Ansätze zum Aufbau komplexer Steuerungssysteme für Serviceroboter. Daher ist die Entwicklung anwendungsspezifischer Lösungen bisher üblicherweise erst ab Stückzahlen von 20 bis 30 Robotersystemen rentabel, womit die Servicerobotik, gerade auch in Deutschland, ihr Potenzial nicht ausschöpft. Für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist es jedoch entscheidend, diese Potenziale zu heben, um insbesondere auch gegenüber dem weltweit zu beobachtenden Boom der Servicerobotik bestehen zu können.

Vision

Das SeRoNet-Projekt verfolgt die Vision, den gegenwärtigen, von linearen Abhängigkeiten, starren Prozessen und unzureichender Markttransparenz geprägten Markt für professionelle Serviceroboter-Lösungen durch ein dynamisches, offenes Wertschöpfunksnetz, das heißt durch einen Ökosystem-getriebenen Ansatz, zu ersetzen, in dem verschiedenste Markteilnehmer transparent miteinander interagieren. Diese gänzlich neue Form des kooperativen Entwickelns von Servicerobotik-Lösungen zu etablieren wird dabei eine wesentliche Herausforderung sein. Bisher liegt dieser Entwicklungsprozess in der Hand von sehr wenigen Akteuren, die sich jetzt aber einem gemeinschaftlichen Einsatz öffnen sollen – dies natürlich auch im eigenen Interesse, denn die zunehmende Komplexität der Technologien wird künftig kaum mehr als "Insellösung" beherrschbar sein.

SeRoNet wird daher den Entwicklungsprozess für Servicerobotik-Anwendungen grundlegend verändern. Zukünftig können potenzielle Anwender von Servicerobotik-Lösungen über die SeRoNet-Plattform ihre spezifischen Lösungsanforderungen geführt spezifizieren und schnell einen ersten Überblick über mögliche Realisierungen gewinnen. Über die Plattform können Lösungsanwender und Lösungsanbieter zueinander finden und gemeinsam die Spezifika einer Anwendung ausarbeiten. Gleichzeitig unterstützt die Plattform den Lösungsanbieter bei der kundenspezifischen Anpassung seiner existierenden Lösungen an neue Anforderungen ebenso wie bei der vollständigen Neuentwicklung einer Lösung. Über die Plattform erhalten Lösungsanbieter für Servicerobotikanwendungen Zugriff auf einen großen Pool an Komponenten unterschiedlicher Granularität, von ganzen Subsystemen wie Roboterarmen oder verschiedensten mobilen Basen bis zu spezialisierten Hard- und Softwarekomponenten wie Planungsalgorithmen oder leistungsfähigen Objekterkennungssystemen. Durch eine systematische, aussagekräftige Auszeichnung der unterschiedlichen Komponenten hinsichtlich ihrer funktionalen und nicht-funktionalen Eigenschaften und Interfaces kann ein Lösungsanbieter zügig und werkzeugunterstützt erkennen, welche Komponenten für eine gewünschte Aufgabe geeignet sind und reibungslos zusammenarbeiten werden. Das komplementär zur IT-Plattform bereitgestellte, modellgetriebene SeRoNet-Entwicklungswerkzeug unterstützt sowohl Komponentenhersteller als auch Lösungsanbieter bei der Erstellung und semantischen Auszeichnung ihrer Produkte.

Indem Technologien effizienter entwickelt und Ressourcen gebündelt werden, verbessert sich die Wirtschaftlichkeit spezialisierter Lösungen und ein lebendiger Markt aus Hard- und softwarekomponenten, Serviceroboter-Lösungen und vielfältigen unterstützenden Dienstleistungen kann entstehen.

SeRoNet Konzeptvideo